von Andreas Herkendell
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2. Dezember 2020
In die bundesdeutschen Lichtspieltheater kam Anfang der 60er Jahre eine Vielzahl an schein-dokumentarischen Filmen, die den Begriff „Mondo“ im Titel führten. Diese Modewelle wurde 1962 durch den Erfolg von „Mondo cane“ ausgelöst. Sogar das Hauptthema des Soundtracks von Riz Ortolani wurde zum Hit: Frank Sinatra sang „More“. Viele Film- und Musikproduzenten wollten diesen Erfolg an den Kinokassen und in den Schallplattenabteilungen der Elektrogeschäfte wiederholen. Doch so einfach war dies nicht, vor allem wenn die Filmtitel für einzelne Länder verändert wurde. 1963 startete in Italien der Streifen „Le città proibite“ über Amüsierviertel einzelner Großstädte mit beachtlichem Erfolg. Als dieser Film ein Jahr später in den deutschen Kinos anlief, bekam er, ganz im Zeichen der vorherrschenden Mode, den Titel „Mondo nudo – nackte Welt“. Zufällig oder geschickt, denn zeitgleich wurde in Italien der Film „Mondo nudo“ abgedreht. Als dieser 1965 in die Bundesrepublik kam, galt es einen neuen Filmtitel zu erdenken: „Nackt und ohne Hüllen“ hieß er hierzulande. Unglückliche Umstände daher 1964 für Italia Schallplatten bei der Veröffentlichung des Original-Soundtracks: Die Schallplatte lieferte den Soundtrack von Teo Usuelli zu einem Film, der in Deutschland gar nicht „Mondo nudo“ hieß… In diesem Fall wäre es sinnvoll gewesen, wenn Italia die italienische Originalhülle nicht nur mit einem deutschen Aufkleber versehen hätte. Auch die Formulierung auf dem Etikett "aus dem gleichnamigen Film" ist irreführend.